Historisches
Die Geschichte des Kleingärtnervereins Walkenriede e.V.
Für die Recherche und Zusammenstellung des Artikels danken wir Gartenfreund Sven Olhaver
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Die
ersten
Jahre
Da sämtliche Unterlagen seit dem Gründungsjahr 1911 bis zur Neugründung im Dezember 1946 verloren gegangen sind kann nur vermutet werden, das sich damals einige Naturfreunde fanden, welche im Sinne der „schreberschen Überlegung“ den Kleingartenverein Walkenriede gründeten. Im Gegensatz zu den Jahren 1911-1986 sind die letzten 25 Jahre eher ruhig und ohne gravierende Veränderungen verlaufen. Aber wir möchten dennoch diese Zeitabschnitte in Erinnerung bringen und versuchen, diese mit den letzten vergangenen 25 Jahren zu ergänzen.
Der Name „Walkenriede“ leitet sich aus einem kleinen Bach „Die Walken Riede“ ab, der in Plänen Mitte des 18.Jahrhunderts verzeichnet ist und später zur Form eines Drainagegrabens ausgebaut wurde. Der Umstand, dass einer der Vereinsgründer gebürtig aus Walkenried am Harz stammte, dürfte eher ein Zufall gewesen sein und hat die Namensgebung nicht beeinflusst.
Von wem der Grund und Boden für die ersten Kleingärten gepachtet wurde, ist nicht nachvollziehbar. Es ist jedoch wahrscheinlich, dass einer der Verpächter der der Arbeiterbewegung nahe stehende Spar- und Bauverein war. Er ist noch heute Grundeigentümer der Flächen des alten Seitenweges 1 A. Durch den 1. Weltkrieg und der Inflationszeit unterbrochen, lebte die Vereinsarbeit um das Jahr 1924 wieder auf und der Verein nahm an Größe zu. Leider gibt es über die damaligen Mitgliederzahlen und Gärten keine Aufzeichnungen.
Im Jahre 1934, nach 23-jähriger Vereinsführung unter Fritz Grupe, musste im Zuge der politischen Gleichschaltung der Vorstand abtreten, da die Leitung des Spar- und Bauvereins politisch nun eine andere Richtung erhalten hatte. Der neue Vorstand, unter Gartenfreund Diekmann, erhielt von höherer Stelle den Auftrag, nicht vereinsgebundene Kleingärtner zwangsweise einzugliedern. Der Verein erhielt nun den Namen „Poppenheim-Walkenriede“. Unter dem Vorsitz des Gartenfreundes Diekmann wurde dieser bis zum Dezember 1946 geführt.
Gleichschaltung
im Dritten Reich
Wiederaufbau
nach dem
2. Weltkrieg
In der Jahreshauptversammlung am 15. Dezember 1946 trennte man sich wieder von den Poppenheimern und ein neuer Vorstand wurde gewählt. Unter Vorsitz des Gartenfreundes Karl Klaus nimmt der Vorstand unter Mitwirkung der Gartenfreunde Fritz Grupe, Karl Kawalek, Willi Huch, Schwarz und Reinefeld, die nunmehr selbstständige – politisch freie – Vereinsarbeit unter dem alten Vereinsnamen „Kleingartenverein Walkenriede“ wieder auf. Der Verein entwickelt sich wieder und schon im Jahre 1951 wurde in ausgelassener Stimmung das 40-jährige Bestehen gefeiert.
Bewegte
Jahre
Der Strom kommt in die Kolonie
Die Elektrifizierung der Anlage machte dem damaligen Vorstand viel Kopfzerbrechen. Nach 3 Jahren, 1977, ist die Gestaltung der neuen Gartenanlage abgeschlossen. Viele neue Lauben und variantenreiche Gärten zieren die neue Anlage. Auch ein neues geräumiges (inzwischen das dritte) Vereinsheim ist 1981 fertig gestellt worden. Die Arbeit, Mühen und Unbequemlichkeiten haben sich gelohnt. Mit der Stadt Hannover wird ein Dauerpachtvertrag über 25 Jahre geschlossen. Der Verein kann fortbestehen und die Mitgliederzahl ist auf 205 aktive (Stand 1985) angewachsen. Eine neue Gemeinschaft wächst mit dem alten Stamm zusammen. Für die Mitglieder des alten Seitenweges 1A ist durch die schlechte Finanzlage der Stadt eine günstige Situation entstanden, es bleibt ihnen vorerst ein Liegenlassen ihrer Gärten erspart. Allerdings nicht für immer. Im Juli 1992 wurde der alte Seitenweg 1A aufgegeben und der Spar- und Bauverein errichtete an dieser Stelle Wohnhäuser.
Veränderungen und Modernisierungen
Die Namen unserer Wege
Was bedeuten eigentlich die Namen unsere Wege?
Noch im 18. Jahrhundert befand sich nördlich von Hannover ein großes Feuchtgebiet, weiter östlich ein riesiges Waldgebiet das sich bis Braunschweig zog. Von dem Wald ist heute, neben einigen kleineren Restbeständen, nur die Eilenriede übrig geblieben. Riede ist ein alter Begriff für Bach und bezieht sich auf die vielen kleinen Bächen die sich durch das damalige Waldgebiet zogen. Noch heute gibt es, vor allem im Raum Gifhorn, eine ganze Anzahl kleiner Bächen mit der Endung „Riede“ im Namen.
In der östlichen Mitte von „Othfelde“ befanden sich viele Tümpel und ein etwas größerer Bach, die „Riede“. Dieses Gebiet eignete sich hervorragend zum Anbau von Flachs (aha, der Flachsweg), aus dem Leinen hergestellt wurde. In den Tümpeln wurde der Flachs in sogannanten „Rösten“ (Rösteweg) zur Verrottung gelegt. Später beim auswaschen, dem sogenannten „walken“ des verrotteten Flachses wurde die Flachsfaser gewonnen (Walkeweg). Die „Rupfen“ genannten Flachsbündel (Rupfenweg) wurden im Bach (Riede) ausgewaschen (gewalkt) = Walkenriede.
1996 wurden die Wege mit Namen aus den Tätigkeiten bei der Leinenherstellung umbenannt.
Breek-Weg: Knick- oder Brechvorrichtung für das Flachsstroh
Flachs-Weg: Flachs (Leinpflanze)
Hechel-Weg: Nagelbretter durch die der Flachs gezogen wurde um lange Fasern zu erhalten
Poppenheim-Weg: Poppenheim hieß unsere Kolonie von 1934-1946
Röste-Weg: Röste oder Rotte, (der Faulvorgang der Flachsbündel)
Rupfen-Weg: ausgerupfte Pflanzenbündel
Scheben-Weg: Scheben sind kleine hölzerne Pflanzenreste
Schwinge-Weg: eine Schwinge ist eine Vorrichtung zur Freilegung der Pflanzenfasern durch schlagende Beqwegungen
Walke-Weg: walken (auswaschen)
Werg-Weg: Werg sind kurze Fasern nach dem Hechelvorgang (siehe Hechelweg), die beispielsweise für die Herstellung von Seilen verwendet wurden.